Die Reiterschulung

Die „Handgespräche“ sind nicht nur ein ultrafeines Kommunikationsmittel mit dem Pferd, sondern gleichzeitig eine Möglichkeit, den Pferdekörper unter ihnen entstehen und in seiner Körperlichkeit entfalten zu lassen. Die einfachen, reduzierten Bewegungen der Hände sind aber keineswegs das Leichteste – denn sie beginnen in dem Vermögen und der feinmotorischen Fähigkeit, die Schultern ohne Anstrengung in einer ausgerichteten Position des ganzen Rumpfes zu bewegen. Bis vor wenigen Jahren waren deshalb sowohl der „Spaltsitz“ als auch der „Stuhlsitz“ aus gutem Grunde verpönt.

Als Beispiel: Wenn ein Nerv, der aus der Wirbelkette kommend in den Arm verläuft, durch eine mechanische Sitz-Auswirkung verändert wird, lässt sich der Arm nicht mehr umfassend und kugelig bewegen –
und schon gar nicht feinmotorisch. Was dann das Pferd unangenehm im Maul zu spüren bekommt. Der Körperaufbau des Pferdes fängt an, gegen seine veränderten Bewegungsabläufe zu rebellieren –
der Körper des Pferdes leistet Widerstand. Den Rest kennen Sie vielleicht…

Wir wissen inzwischen, dass nicht nur Muskeln und Knochen davon betroffen sind, sondern dass die Nerven äußerst empfindlich reagieren und mit Organen, Gefäßen und Atmung das Zusammenspiel
des ganzen Pferdekörpers verändern. Von dieser Funktionsfähigkeit und „Leistungsfähigkeit“ sind wir als Reiter nicht nur angewiesen, sondern sogar abhängig. Zu einem noch größeren Problem wird
aber im Laufe der Zeit das Bewegungsverhalten des Pferdes, dass sich nicht mehr „vollständig“ wahrnimmt – sich in Folge nicht mehr koordinieren kann – und uns wiederum nicht „sitzen“ lässt.

Die Fähigkeit, dem Pferd durch ihre Hände, verbindendes „einfach“ auszudrücken ist also bereits eine kleine Kunst und eine besondere Leistung ihres ganzen Bewegungsapparates, der wie ein Tänzer
in zusammenhängenden Bewegungen geschult wird. Die Schönheit ihres „Sitzes“ kommt aus ihrer Bewegungsfähigkeit und durch einen ganz besonderen Muskeltonus, der dann mit der Zeit erworben wird.
Was nützt ihnen ein sit-up gestählter Bauch und Muskeln im Rücken, wenn sie nicht der muskulären Elastizität dienen und nicht gleichzeitig gelernt haben, ihren Rumpf aufrecht zu tragen.

So wie sich ein Luftballon unter Druck nicht ausdehnen kann – können wir einen leistungsfähigen, belastungsfähigen Pferderücken nicht erreiten, das ist physikalisch nicht möglich – aber wir müssen ihn erhalten, in seinen tragenden, versammlungsfähigen Strukturen und seiner Entwicklung fördern und ganz sicher nicht noch zusätzlich belasten. Die durchlässige „Sammlungsfähigkeit“ IHRES Rumpfes bringt auf bewegungsfähige Art und Weise körperliche Bedürfnisse des Pferdes „in Bewegung“.
Ein belastungfreier Sitz für einen unbelasteten Pferderücken

Ohne die Bewegungsfähigkeit ihres Rumpfes, ohne die Auf- und Ausrichtung unserer einzelnen Körperteile und ohne die Leichtigkeit unserer Beine, die spannungsfrei in unseren Hüftgelenken ruhen,
ist das nicht zu erreichen. Genauso wie sich ohne die freie, durchlässige Position ihrer Wirbelkette kein sicherer, tiefer Sitz, der das Pferd nicht einschränkt, entwickeln kann.

Besonders viel Zeit nehme ich mir im Seminar für ihre Feinfühligkeit, das wichtigste Merkmal eines austauschenden Reitens. Es bedeutet, auf die Bedürfnisse des Pferdes eingehen zu können, aber auch seine Signale richtig deuten zu können. Reitersitz-„Unarten“ – heute durchaus üblich – nehmen uns diese Feinfühligkeit, weil sie aus Bewegungsunfähigkeit und Spannungsmustern bestehen.

Reitergefühl und Feinfühligkeit muss wie jede feinmotorische Fähigkeit „geübt“ werden. Ihr Alltag ist ihr „Training“ zu diesem Ziel. Die von mir entwickelten „Placements“ – die Wirbel und Gelenke „plazieren“ –
also zentrieren – und die sie „mit Leichtigkeit“ in ihren Alltag einbauen und weiter ausbauen können, führen Sie zu Ergebnissen, die Sie anders nicht erreichen können.

Nach und nach entsteht ein Reitersitz, der alles Positive der historischen Vergangenheit in sich vereint, jedoch jegliche Härte und alles, was für den Bewegungsapparat und die Psyche des Pferdes schädlich und unnatürlich ist, ausschließt. Sie merken es an der Reaktion ihres Pferdes.

Und wenn Sie nach einer Weile feststellen, dass Sie aus der Gewohnheit heraus ihre frühere „gehaltene“ Körperposition wieder einnehmen wollen, dann frischen Sie ihre Bewegungen einfach durch den „Reminder“ wieder auf, den Sie im Seminar erlernen werden.
Dieses Seminar ist eine ganz konkrete Schritt–für-Schritt Anweisung, wie man Bewegungen in Leichtigkeit und Reitergefühl verwandeln kann – und gleichzeitig dem eigenen Körper die „Schwere“ der Gelenke und Wirbel nimmt. Das Beste, was wir unserem Pferd anbieten können, sind eben immer noch die fein zusammenwirkenden Bewegungen ihres durchlässigen und losgelassenen Körpers.

So einfach kann Reiten sein